Bingen 15.10.2025: Wir sind für Wohnungs- und Obdachlose da, geben ihnen Unterkunft, sind Gesprächspartner und helfen, wo es möglich ist, so der Leiter der Herberge Bingen, Sascha Horn und die pädagogische Leiterin, Diane Wüst, anlässlich ihres Vortrages beim Lions Club Bingen. Die Herberge ist Anlaufstelle für den ganzen Landkreis Mainz-Bingen. Gleichzeitig sind das Hilfekonzept und die Anforderungen im Vergleich zum teilweise ehrenamtlichen Betrieb der Herberge vor 2005 deutlich komplexer geworden. So gehört heute eine wirksame Wohnraumhilfeberatung der Caritas im Landkreis zum Gesamtkonzept. Wüst: „Unser oberstes Ziel ist es, Wohnungslosigkeit zu vermeiden.“ Seit Mitte 2021 konnten wir mit 1.500 Beratungen u.a. in 198 Fällen Wohnungslosigkeit abwenden oder 152 Personen Wohnraum vermitteln. Ferner betreuen wir mit dem Angebot der „Qualifizierten Assistenz“ Menschen in ihrer Wohnung und helfen dabei diese zu halten. Trotz dieser positiven Ansätze steigt die Wohnungslosigkeit weiter an. Wenn ungünstige Umstände zusammenkommen, kann es jeden treffen. Eines Abends kam ein 87-Jähriger in die Herberge, der ohne soziale Kontakte und finanzielle Mittel von seiner Lebensgefährtin vor die Tür gesetzt wurde. Gleiches erleben wir auch bei jungen Erwachsenen über 18 Jahre, die Zuhause einfach rausgeworfen werden“, so Horn. Wir helfen, wo wir können, ergänzt Wüst: „Mit dem Weg zum Arzt konnte bei einem Wohnungslosen Krebs erkannt und erfolgreich behandelt werden oder wir helfen bei Anträgen um wieder einen Personalausweis zu erhalten.“ Menschen die sesshaft werden wollen, bekommen zudem eine Chance in der betreuten Wohngemeinschaft in Bingen. Wüst: „Wir haben zwar nur sechs Plätze für Männer, aber das ist ein weiterer wichtiger Baustein Fuß zu fassen. Trotz großer persönlicher Anstrengungen gehören auch Rückschläge zu unserer Arbeit.“ Ergänzend wurde in der anschließenden Diskussion deutlich, dass Alkohol nicht mehr verbreitet sei als in der normalen Gesellschaft und in der Herberge ohnehin tabu ist, so Horn. Zunehmende Anforderungen an das Personal stellten psychische Erkrankungen der Wohnungslosen oder Konflikte mit Gewalt. Etwas ernüchternd sei ferner die Finanzierung der Herberge. Von den jährlichen Kosten von derzeit rd. 380.000 Euro übernimmt ein Löwenanteil der Kreis. Im Jahr blieben dennoch rd. 50.000 Euro ungedeckt, die letztlich durch das Thaddäusheim in Mainz und die Caritas getragen würden. Alles andere wie neue Betten für 16.000 Euro müssen über Spenden finanziert werden. Der Präsident des Lions Clubs, Jörg Berres, dankte beiden Referenten ganz herzlich, die auch trotz mancher Enttäuschungen ihre positive Einstellung nicht verloren haben. Der hochinteressante Abend endet mit einem großen Applaus der Lions.

Sascha Horn, Jörg Berres, Diane Wüst

